Erziehung: Die schockierenden Wahrheiten hinter dem Lernen

Zuletzt aktualisiert am 13. Mai 2023

Was wäre, wenn ich dir sagen würde, dass es möglich ist, die Bildung für alle gerechter und effektiver zu gestalten? In diesem Blogbeitrag tauchen wir tief in die Geschichte der Erziehung und Psychologie ein, die auf den falschen Theorien des Darwinismus basieren und unsere heutige Pädagogik auf manipulative Weise prägen. Alle, die jemals eine Schule besucht haben, sind betroffen!

Wie das 19. Jahrhundert unsere Gegenwart formte

Ich möchte diesen Beitrag mit der Frage beginnen: Welcher Zeitgeist prägte vor allem das 19. Jahrhundert? Die Antwort auf diese Frage hilft uns auch, besser zu verstehen, warum wir uns heute in einer Bildungs- und Erziehungskrise befinden. Denn es ist der so genannte materialistische Zeitgeist.

Was bedeutet Materialismus?

Der Materialismus ist eine Weltanschauung, die besagt, dass Materie die einzige Realität ist und dass alle Phänomene und Erfahrungen durch materielle Prozesse erklärt werden können. Es wird angenommen, dass es keinen Geist oder keine Seele gibt und dass Bewusstsein und Erkenntnis lediglich das Ergebnis materieller, messbarer Prozesse im Gehirn sind.

Im 19. Jahrhundert brachte die industrielle Revolution in Europa viele Veränderungen mit sich, und materialistische Theorien beherrschten zunehmend das Denken der Menschen. Eine der ersten materialistischen Theorien der Neuzeit war die Evolutionstheorie von Charles Darwin, die wiederum die Grundlage für eine weitere Theorie legte, die 1879 von dem Deutschen Wilhelm Wundt an der Universität Leipzig aufgestellt wurde.

In vielen Bereichen, in denen traditionell nicht materielle Ansichten über den Menschen, die Gesellschaft und das Leben vertreten wurden, gewann der Materialismus rasch die Oberhand. Die Soziologie, die Philosophie, die Psychologie, die Politik, die Erziehung, die Pädagogik, die Biologie u.a. begannen damals, das materialistische Welt- und Menschenbild zu übernehmen.

Das moderne Verständnis von öffentlicher Bildung ist tief im materialistischen Zeitgeist des neunzehnten Jahrhunderts verwurzelt.

Dieser materialistische Zeitgeist führte beispielsweise zu der Vorstellung, dass öffentliche Bildung die Grundlage für eine starke und erfolgreiche Wirtschaft sei. Öffentliche Bildung wurde als Investition in die Zukunft der Gesellschaft gesehen: Man ging davon aus, dass Menschen, die Zugang zu Wissen haben, produktive Mitglieder der Gesellschaft werden können, die zum Gesamterfolg beitragen.

traurige Schülerin

Dieser Gedanke rechtfertigte die Gründung öffentlicher Schulen und anderer Bildungseinrichtungen, die heute zu den Eckpfeilern unserer Gesellschaft gehören, und riss Familien auseinander, indem sie ihre Kinder in die Schule schickten und von zu Hause fernhielten.

Dies hatte zur Folge, dass viele Menschen während ihres Heranwachsens der emotionalen und physischen Präsenz ihrer Eltern beraubt wurden, was zu schweren psychischen Schäden führte. Im Nachhinein können wir erkennen, wie falsch dieser Ansatz war, und doch hat er zu einem Bildungssystem geführt, wie wir es heute noch kennen.

Das moderne Verständnis von öffentlicher Bildung als Investition in unsere gemeinsame Zukunft wurzelt noch immer tief in diesem materialistischen Zeitgeist des 19. Jahrhunderts.

Das Scheitern der materialistischen Lösungen für zwischenmenschliche Probleme

Die Anwendung der Prinzipien des Materialismus auf Gegenstände, wie z.B. technische Maschinen, führte zu einem bemerkenswerten Anstieg unseres wissenschaftlichen Verständnisses der Welt und des Universums. Der große Fehler dieser Zeit bestand jedoch darin, die gleichen materialistischen Prinzipien auf den Menschen zu übertragen.

Die experimentelle Psychologie war nie in der Lage, überzeugende Erklärungen für Gefühle, Erinnerungen, Erwartungen, Wünsche, Überzeugungen, Gedanken usw. zu liefern. Tatsächlich können wir erst jetzt, zu Beginn des 21. Jahrhunderts, rückblickend sagen, dass wir uns damals in eine materialistische Sackgasse manövriert haben. Denn jetzt sehen wir die Folgen dieser verhängnisvollen Entwicklung.

Alle gesellschaftlichen Probleme, die es vor dem Aufkommen des Materialismus gab, haben sich durch die Anwendung materialistischer Lösungen langfristig dramatisch verschärft. Materialistische Lösungen funktionieren einfach nicht bei zwischenmenschlichen Problemen.

Die aus dem 19. Jahrhundert stammenden Methoden der Massenpsychologie und -psychiatrie wären bald verschwunden, wenn sie nicht von der Regierung finanziert würden.

Entscheidend ist, dass sie in Wirklichkeit nur den Herrschenden nützen, während sie der Mehrheit der Bevölkerung schaden.

Die Vorstellung, dass psychische Krankheiten allein mit Medikamenten behandelt werden könnten, war beispielsweise ein fehlgeleiteter Versuch, materialistische Prinzipien anzuwenden, die die Bedeutung psychologischer und sozialer Faktoren ignorierten. Dieser Ansatz hatte viele negative Folgen, von Übermedikation und Nebenwirkungen bis hin zu einer zunehmenden Stigmatisierung psychischer Probleme.

Wie die moderne Psychologie in Deutschland entstand

Werfen wir nun einen genaueren Blick auf die Entstehung und Entwicklung der sogenannten modernen Psychologie.
Die Psychologie wurde als eigenständige akademische Disziplin erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts in den damaligen deutschen Wissenschaftszentren wie Leipzig und Königsberg begründet und trat dann mit einer Welle von Neugründungen psychologischer Institute nach deutschem Vorbild ihren weltweiten Siegeszug an.

Deutschland spielte eine entscheidende Rolle bei der Entstehung und Entwicklung der modernen Psychologie.

Im Zeitalter der Aufklärung nahm die Beschäftigung mit psychologischen Fragestellungen zu.

Geprägt vom vorherrschenden materialistischen Zeitgeist wurde zu dieser Zeit, gegen Ende des 19. Jahrhunderts, die Psychologie vor allem von Medizinern, Physiologen und Physikern vorangetrieben. 

Die wissenschaftliche Herangehensweise an die Psychologie beinhaltete den Einsatz von Experimentalphysik, Physiologie, angewandter Mathematik und Statistik, um die natürliche Welt zu untersuchen.

Im Mittelpunkt stand die Reproduzierbarkeit der Ergebnisse. 1883 führte der Engländer Francis Galton die Statistik als Methode in die Psychologie ein und begründete damit die empirische Persönlichkeitsforschung. Das Entscheidende geschah 1879 in Leipzig, als Professor Wilhelm Wundt das erste private Institut für experimentelle Psychologie gründete.

Gehirnwäsche bei Menschen und Nationen

Dies war der Beginn der so genannten Leipzig-Connection. 1913 folgte die Gründung der Völkerpsychologischen Abteilung des Instituts, aus der sich später die Massen- und Sozialpsychologie entwickelte.

Einer von Wilhelm Wundts Studenten in Leipzig war der russische Physiologe Iwan Pawlow, der nach seiner Rückkehr in die Heimat die Grundprinzipien der geistigen Konditionierung formulierte. Daraus entwickelte sich die Idee, dass Menschen ähnlich wie Hunde dressiert werden können.

Der berühmte Versuch des russischen Physiologen Iwan Petrowitsch Pawlow 1905: Der Hund im Käfig lernte, dass es jedes Mal Futter gab, wenn das Licht anging.

Der berühmte Versuch des russischen Physiologen Iwan Petrowitsch Pawlow 1905: Der Hund im Käfig lernte, dass es jedes Mal Futter gab, wenn das Licht anging.

Wundts Kritiker entgegneten, dass psychische Vorgänge nicht messbar und die Seele nicht zu wiegen sei. In diesem Dilemma steckt die Psychologie im Grunde bis heute. Schon Immanuel Kant (1724-1804) hatte die Absicht kritisiert, experimentelle Untersuchungen psychischer Phänomene vorzunehmen.

Doch seit Ende des 19. Jahrhunderts gab es immer mehr Forscher, die durch ihre Experimente unser Verständnis von menschlichem Verhalten, Lernen und Entwicklung geprägt haben. Dabei werden Menschen als Versuchspersonen unter den künstlichen Bedingungen eines Labors bestimmte Aufgaben vorgegeben und ihre Reaktionen und Antworten registriert.

Eine naturwissenschaftliche Arbeit hingegen ist aus ethischen Gründen nur in Tierversuchen möglich. Doch haben Hunde und Ratten mehr als einmal in der Geschichte für die Erforschung des menschlichen Sozialverhaltens hingehalten. Die Ergebnisse werden dann auf den Menschen übertragen.

Der US-amerikanische Forscher John B. Watson (1878-1958) wollte 1920 wissen, ob auch emotionale Reaktionen wie Angst konditioniert werden können. Er setzte das neun Monate alte Baby “Little Albert” plötzlichen lauten Geräuschen aus, die es erschreckte. Dann wurde das Geräusch mit dem Zeigen des Bildes einer Ratte gepaart. Wie zu erwarten, entwickelte der kleine Albert eine Covid-19-Phobie Rattenphobie.

Der US-amerikanische Forscher John B. Watson, Begründer der Verhaltenspsychologie, setzte das Baby Albert 1920 Ratten und Kaninchen aus und erschreckte es.

Der US-amerikanische Forscher John B. Watson, Begründer der Verhaltenspsychologie, setzte das Baby Albert 1920 Ratten und Kaninchen aus und erschreckte es.

Auch wenn dieser Test von vielen als Ethikverstoß verpönt wurde, war Watson der Begründer der Verhaltenspsychologie.
Der “Behaviorismus” wurde das Markenzeichen der wissenschaftlichen Psychologie und eroberte die Universitäten. Bis heute stellt sie eine der wichtigsten Schulen unter zahlreichen Ansätzen dar.

Während die frühen Psychologen gehofft hatten, durch Introspektion, also der Wahrnehmung der eigenen Gedanken und Gefühle den Geheimnissen der Seele auf die Spur zu kommen, so geht es den Behavioristen nur um das Verhalten, das objektive Beobachter sehen und in messbaren Daten ausdrücken können.

Mit einer Ratte in der Skinner-Box

Nachdem Pawlow und Watson die Verbindung von Reiz und Reaktion nachgewiesen hatten, ging der US-Amerikaner Burrhus Frederic Skinner (1904-1990) einen Schritt weiter. Er wollte wissen, wie ich Kinder dazu bekomme, das zu tun, was ich möchte – zum Beispiel, dass sie die Hausaufgaben machen. Er experimentierte dazu mit Ratten und Tauben. Mit einer Ratte in der “Skinner-Box” schaffte er es: Das Nagetier hatte kein Futter im Käfig, dafür aber einen Hebel, der beim Herunterdrücken Körner hineinfallen ließ. Die Ratte lernte schnell: Jedes Mal, wenn sie den Hebel drückte, wurde sie belohnt.

Positive Verstärkung einer gewünschten Verhaltensweise heißt das Belohnen seitdem in der Fachsprache; negatives Verstärken das Bestrafen. Als Prinzipien der Kindererziehung finden sie bis heute allgemeine Anwendung, sowohl in den Bildungseinrichtungen als auch in den Familien.

Die als Stimulus-Response-Psychology bezeichnete Lehre von Skinner kümmerte sich überhaupt nicht darum, was im Menschen vor sich geht, sondern sah ihn vielmehr als “schwarze Schachtel” (Black Box). Die Vertreter dieser Fachrichtung waren der Meinung, dass nur wissenschaftlich festgestellt werden kann, was als Reiz in die Schachtel hineingeht und was als Reaktion wieder hinauskommt. Die Vorgänge im Hirn und in den Nerven waren nicht Gegenstand der Forschung.

Quelle: Experimente mit Ratten, Hunden und Menschenbabys von Silvia Kählert

Kinder werden auf erwünschtes Verhalten abgerichtet. Ein aktuelles Zitat der Universität zu Köln:

Erziehung ist die soziale Interaktion zwischen Menschen, bei der ein Erwachsener planvoll und zielgerichtet versucht, bei einem Kind unter Berücksichtigung der Bedürfnisse und der persönlichen Eigenart des Kindes erwünschtes Verhalten zu entfalten oder zu stärken.

Uni Köln, abgerufen am 2.4.2023

Entweder gestaltet ein Kind sein Leben nach seinen Bedürfnissen oder es wird versucht, erwünschtes Verhalten hervorzurufen. Beides gleichzeitig geht nicht.

Pawlows Arbeit auf dem Gebiet der Konditionierung führte zu Versuchen, einzelne Menschen und schließlich ganze Völker einer Gehirnwäsche zu unterziehen.

Man kann sagen, dass diese grundlegenden Arbeiten die Voraussetzungen für die beiden großen Katastrophen des 20. Jahrhunderts, den Ersten und den Zweiten Weltkrieg, geschaffen haben. Ohne massenpsychologische Verfahren wäre es nicht möglich gewesen, die Völker so gezielt gegeneinander aufzuhetzen.

Der Erste Weltkrieg als totaler Massenkrieg: Bis zu 81 Prozent aller Wehrfähigen wurden mobilisiert. Und noch nie wurden so viele gesunde und gebildete Soldaten buchstäblich verheizt.
Der Erste Weltkrieg als totaler Massenkrieg: Bis zu 81 Prozent aller Wehrfähigen wurden mobilisiert. Und noch nie wurden so viele gesunde und gebildete Soldaten buchstäblich verheizt. (Quelle)

Die rein materielle Betrachtung des Menschen als konditionierbares Tier höherer Ordnung fand bei den damaligen Regierungen und Machthabern in der unruhigen Zeit revolutionärer gesellschaftlicher Umwälzungen wie dem Ersten Weltkrieg zu Beginn des 20. Jahrhunderts oder der Russischen Revolution großen Anklang.

Denn die Kontrolle der Bevölkerung beschäftigte die Herrschenden in hohem Maße. So dehnten Psychiater und Psychologen ihren Einflussbereich innerhalb kürzester Zeit von den Irrenanstalten in die Hallen der politischen Machtausübung und anderer Institutionen aus.

Soweit die Vorgeschichte. Wenden wir uns nun der nächsten Frage zu: Wer war eigentlich Professor Wilhelm Wundt? Und was ist die so genannte Leipzig-Connection?

Die Auswirkungen der Leipzig-Connection auf die Psychologie

Wilhelm Maximilian Wundt, 1832 in Neckarau geboren und 1920 in Großbothen bei Leipzig gestorben, war ein deutscher Physiologe, Psychologe und Philosoph. Er gründete 1879 an der Universität Leipzig das erste Institut für experimentelle Psychologie mit einem systematischen Forschungsprogramm und einer eigenen Zeitschrift, den Philosophischen Studien. Wundt gilt als Begründer der Psychologie als eigenständiger Wissenschaft und als Mitbegründer der Völkerpsychologie bzw. Kulturpsychologie.

Die so genannte Leipzig-Connection (siehe unter Literatur) bezieht sich auf die Verbindung zwischen Wilhelm Wundt und seinen Schülern und deren Einfluss auf die Psychologie weltweit. Wundts Schüler, darunter der russische Physiologe Iwan Pawlow, verbreiteten seine Ideen und Forschungsmethoden und gründeten weitere Institute für experimentelle Psychologie in verschiedenen Ländern. Die Verbreitung der experimentellen Psychologie führte zu einem Wandel im Verständnis der menschlichen Natur und der Erziehung.

Wundt arbeitete in seinem Forschungsprogramm eine umfassende Wissenschaftskonzeption der Psychologie aus, die sich von der

  • Psychophysik der Sinnesempfindungen,
  • Aufmerksamkeit und Bewusstsein,
  • Psychophysiologie der Emotionen
  • und einer umfangreichen Neuropsychologie
  • bis zur Sprachpsychologie,
  • Religionspsychologie
  • und anderen Themen der Kulturpsychologie
  • und Völkerpsychologie

erstreckte.

Da Wundt ursprünglich physiologisch ausgebildet war (er hatte Medizin studiert), kam er zu dem Schluss, dass es Zeitverschwendung sei, die Seele und den Geist des Menschen zu untersuchen, da man einen Menschen genauso untersuchen könne wie einen Frosch oder eine Ratte.

Dieser Ansatz führte zu einem materialistischen Menschenbild, das später in der experimentellen Psychologie und ihrer Anwendung auf die Pädagogik weite Verbreitung fand.

Die Leipzig-Connection hatte somit einen bedeutenden Einfluss auf die Entwicklung der modernen Psychologie und die Etablierung des materialistischen Menschenbildes und der Pädagogik. Diese Entwicklung führte auch zu den massenpsychologischen Verfahren, die im Ersten und Zweiten Weltkrieg eingesetzt wurden, um Menschen gegeneinander aufzuhetzen und die Bevölkerung zu kontrollieren.

Sie ermöglichten es Regierungen und Machthabern, Propaganda wirksam einzusetzen und die öffentliche Meinung zu manipulieren. Der Einsatz dieser Techniken hatte weitreichende Folgen für die Gesellschaft und führte letztlich dazu, die Menschen zu entmenschlichen und zu entindividualisieren.

Industrialisierung und die neue materialistische Weltanschauung: Was ist in diesem Prozess verloren gegangen?

Die materialistische Sichtweise, die im 19. Jahrhundert durch den Einfluss der industriellen Revolution und der wissenschaftlichen Entwicklungen aufkam, beeinflusste auch andere Bereiche des gesellschaftlichen Lebens, wie Soziologie, Philosophie, Politik, Bildung und Biologie. Die Betonung des Materiellen und die Vernachlässigung immaterieller Aspekte des menschlichen Daseins führten zu einer Verschlechterung der zwischenmenschlichen Beziehungen und der Lebensqualität vieler Menschen.

Die Auswirkungen dieser fatalen Entwicklung sind noch heute spürbar. Die materialistischen Lösungen, die auf zwischenmenschliche Probleme angewandt wurden, funktionieren nicht, da sie die psychischen und emotionalen Bedürfnisse der Menschen ignorieren.

Erfolgreiche Wundt-inspirierte Psychologen in Amerika

Betrachten wir nun die Verbreitung dieser Ideen von Leipzig aus, insbesondere durch die amerikanischen Schüler Wilhelm Wundts. Die Liste seiner Schüler liest sich wie ein ‘Who is who’ der europäischen und amerikanischen Psychologen.

In den folgenden Jahren konnte man an fast allen wichtigen europäischen und amerikanischen Universitäten die neue Psychologie bei jemandem studieren, der direkt bei Wundt in Leipzig promoviert hatte. Amerikanische Studenten, die unter Wundt ausgebildet worden waren und später in ihre Heimat zurückkehrten, gründeten im ganzen Land psychologische Fakultäten.

Als erste Generation der Wundtschen Experimentalpsychologen in den USA und mit dem Prestige, an einer großen deutschen Universität studiert zu haben, hatten diese Männer wenig Schwierigkeiten, einflussreiche Positionen an wichtigen amerikanischen Universitäten zu erlangen.

Jeder von ihnen war bemerkenswert erfolgreich. Jeder von ihnen bildete eine große Zahl von Doktoren der Psychologie aus, oft Hunderte.

Jeder von ihnen schrieb Beiträge für neue Fachzeitschriften, Vereinigungen und Publikationen über die neue Lehre. Auf diese Weise verbreitete sich das materialistische Verständnis der Funktionsweise unserer Psyche allmählich in der gesamten westlichen Welt.

Die Verbreitung der deutschen Psychologie in den USA

Nun betrachten wir einige spezifische Beispiele.

  • Der amerikanische Student Stanley Hall organisierte nach seiner Rückkehr aus Leipzig das psychologische Laboratorium an der Johns Hopkins University. Er gründete 1887 das American Journal of Psychology und spielte 1892 eine Schlüsselrolle bei der Gründung der American Psychological Association.
    Hall wurde für seine Studien über die Entwicklung von Kindern bekannt, die zur Bewegung der Kindheitsforschung in den USA führten. Wundts Schüler initiierten auch andere wichtige Bewegungen in den USA, wie die Gründung von Fachzeitschriften, Forschungsinstituten und Laboratorien.
  • Die Verschmelzung von experimenteller Psychologie und Kindererziehung begünstigte die Karriere von John Dewey, der das amerikanische Bildungswesen maßgeblich beeinflusste. Im Jahr 1886 veröffentlichte er das erste amerikanische Lehrbuch der Neuen Psychologie mit dem Titel “Psychology”. 1895 wurde er von der von Rockefeller gegründeten University of Chicago eingeladen, die Fakultäten für Philosophie, Psychologie und Pädagogik zu leiten.

    1896 wurde die Dewey-Schule als Laborschule an der Universität von Chicago gegründet, um Psychologie und Pädagogik zu verbinden. Dewey wollte mit seiner Modellschule den Weg für zukünftige Schulen ebnen und setzte dabei auf drei revolutionäre Ansätze: aktive statt passive Erziehung, soziale statt individualistische Schule und Förderung des Experimentierens statt Nachahmung. Er betrachtete den Menschen als ein Tier, das auf Reize reagiert und durch diese Erfahrungen lernt. Dewey sah den Lehrer als Gestalter von Lernerfahrungen und wurde so zum Vater der amerikanischen Pädagogik des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts.
  • Der erste Assistent von Wilhelm Wundt, James McKeen Cattell, war ein wichtiger Verfechter der neuen Psychologie. Er promovierte 1886 bei Wundt in Leipzig und ging 1887 nach Cambridge, wo er den Psychologen Galton kennenlernte. Von Galton übernahm er die Eugenik, d.h. die so genannte Auslese, die Zucht und die Idee, Intelligenzunterschiede zu messen, woraus später die Intelligenztests entstanden.

    Cattell wurde der erste Professor für Neue Psychologie an der University of Pennsylvania und gründete eines der ersten psychologischen Labors des Landes nach Wundts Leipziger Modell. Er stellte bekannte Standardwerke zusammen und etablierte so die amerikanische Psychologie im Bildungswesen.

    In diesen Werken, die später die Grundlage für die Ausbildung von Psychologiestudenten, Pädagogen und Lehrern bildeten, nahmen die führenden Köpfe des neuen Territoriums als Wissenschaftler, Pädagogen und Gelehrte ihren Platz ein. Ab 1897 war der Weg für eine rasche Verbreitung der deutschen Psychologie im amerikanischen Bildungswesen geebnet.
  • James Russell, ein Schüler Wundts, baute in den folgenden drei Jahrzehnten mit Hilfe des Rockefeller-Vermögens die Columbia University zur größten Lehrerausbildungsstätte der Welt aus. Und diese Ausbildungsstätte hieß Teachers College.
  • Und jetzt kommen wir zu einem anderen Schüler, der Kinder wie Tiere betrachtete.
    Wir sprechen jetzt also von Tierpsychologie im Klassenzimmer, nämlich von Edward Lee Thorndike, der in der ersten Generation Wundtscher Studenten in Psychologie ausgebildet wurde.
    Das heißt, Thorndike war der erste Psychologe, der das Verhalten von Tieren in einem Labor für experimentelle Psychologie untersuchte und der Empfehlung Cattells folgte, seine Studien auf den Menschen zu übertragen.

    Thorndike entwickelte die so genannte “Verbindungstheorie”, die besagt, dass Lernen durch die Verstärkung von Assoziationen zwischen Reizen und Reaktionen erfolgt. In der Praxis bedeutete dies, dass er davon ausging, dass Menschen und Tiere auf ähnliche Weise lernen, und er entwickelte Erziehungsmethoden, die auf Bestrafung und Belohnung basierten.

    “Lernen durch Erfahrung” bedeutet also, dass ein Kind lernt, was es tun soll, wenn es belohnt wird, und was es nicht tun soll, wenn es bestraft wird. Es “lernt”, was richtig und was falsch ist! Und das bestimmen “Autoritäten”. Daher kommt es zu Kriegen und anderem …
    Thorndike lehrte später am Teachers College der Columbia University, wo er seine Lerntheorien und seine Verbindungstheorie in die Ausbildung von Lehrern einfließen ließ. Seine Arbeiten legten den Grundstein für die Bewegung des Behaviorismus, die die Psychologie und Pädagogik im zwanzigsten Jahrhundert maßgeblich beeinflusste.

    Wie der Name schon sagt, konzentriert sich der Behaviorismus auf das beobachtbare Verhalten und versucht, das Lernen durch Verstärkung, Bestrafung und Belohnung zu steuern. Dieser Ansatz hatte einen tiefgreifenden Einfluss auf die Erziehung in Amerika und der übrigen Welt.

Ricardo Leppe und die aktuelle Schulgründungsbewegung

Das 20. Jahrhundert war geprägt durch den starken Einfluss der Wundtschen Psychologie und der daraus entstandenen Behaviorismus-Bewegung. Lehrer wurden in diesen Theorien ausgebildet und setzten sie im Unterricht um. In vielen Fällen führte dies zu einem mechanistischen und utilitaristischen Bildungsansatz, bei dem die Schüler als leere Gefäße betrachtet wurden, die mit Informationen gefüllt werden mussten. Dieser Ansatz reduzierte die Rolle des Lehrers auf die eines Technikers, der Wissen vermittelt und Verhaltensweisen konditioniert, anstatt die individuellen Bedürfnisse, Talente und Interessen der Schüler zu fördern.

In den letzten Jahrzehnten ist dieser rein behavioristische Ansatz jedoch zunehmend in die Kritik geraten und hat zu einem wachsenden Interesse an alternativen pädagogischen Ansätzen geführt. Einige dieser Ansätze betonen die Bedeutung von Kreativität, kritischem Denken, sozialer Interaktion und individueller Entwicklung. Obwohl die Wundtsche Psychologie und der Behaviorismus nach wie vor einen großen Einfluss auf die moderne Pädagogik haben, gibt es heute eine Vielzahl von pädagogischen Ansätzen, die unterschiedliche Aspekte des Lernens und der menschlichen Entwicklung betonen.

Die Geschichte der Pädagogik und der Psychologie zeigt uns, dass es keine universelle Lösung oder Methode gibt, die für alle Schüler gleichermaßen funktioniert.

Im folgenden Video möchte ich Ricardo Leppe vorstellen, der in den letzten Jahren in Deutschland, Österreich und der Schweiz eine Schulgründungsbewegung angestoßen hat, die sich weitgehend unbemerkt so weit etabliert hat, dass die “Schule der Zukunft” und die Abschaffung des alten Bildungssystems nicht mehr aufzuhalten sind. Die Standorte der bereits gegründeten und in Planung befindlichen Privatschulen werden nicht öffentlich bekannt gegeben, denn “das Gesetz” schläft nicht.

Das Video ist bereits 2 Jahre alt, in der Zwischenzeit hat sich viel getan. Ricardo stellt mittlerweile mit seinen Vorträgen die Schule der Zukunft im Ausland vor.

  • Ich empfehle dir das ausführliche Interview von Gunnar Kaiser mit Ricardo, wenn du etwas sehr Positives erleben möchtest. Ricardo: “Meine Geschichte, meine Vision & meine Motivation. Alternative Lerntechniken live erleben. Gehirngerechte Lernmethoden für Kinder.”
  • Auf die Frage, was eine dieser neuen Schulen von den herkömmlichen unterscheidet, sagt Ricardo im Gespräch: „Die Kinder lachen.“
  • Webseite von Ricardo Leppe Wissen schafft Freiheit

Literatur

Die Leipzig connection. Ursprung und Verbreitung der Erziehungs-Psychologie von Lance J. Klass und Paolo Lionni, 1978

Die Leipzig-connection - Erziehung

Die deutsche Ausgabe ist vergriffen, kann aber antiquarisch oder im Internet als pdf gefunden werden.

Pflichtliteratur für Pädagogen aller Art, Psychologen, Soziologen, Politologen und alle anderen.

Klappentext: In einer Zeit, in der sich mehr als die Hälfte aller Eltern mit schulpflichtigen Kindern besorgniserregt der sog. “modernen Pädagogik” gegenübergestellt sehen, ist es angezeigt, die wahren Ursachen dieser geistigen und gesellschaftlichen Fehlentwicklung schonungslos aufzudecken.

Zwei in der Bildung engagierte Amerikaner beurteilen die Lage in ihrem Lande kritisch, wobei sich zeigt, dass ansteckende Irrlehren auch vor fremden Kontinenten nicht haltmachen. Schlägt das Pendel nun auf uns Europäer zurück und beschert uns die unselige Lehre von Wundt, der überzeugt davon war, dass Menschen wie Tiere sind?

Eine solche Lehre, die auf Versklavung der Seelen und Entwürdigung des Individuums hinausläuft und dem heranwachsenden Menschen verwehrt, sich selbst zu verstehen, ist alles andere als wünschenswert.
So schreibt denn auch die angesehene amerikanische Zeitschrift “Manas” treffend: Es ist an der Zeit, getrennte Wege zu beschreiten. Dieses Buch zeigt den gegenwärtigen Stand unseres Erziehungswesens auf, wobei es an uns liegt, die bestehenden Zustände in humanere zurückzuführen. Sicherlich ein unbequemes Buch über ein außergewöhnliches Thema.

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